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Auf der 20,853 km langen VW-eigenen
Hochgeschwindigkeits-Teststrecke im niedersächsischen Ehra-Lessien
sollte wieder ein Showdown mit Weltrekorden ausgefahren werden.
Angetreten sind am 20. August 1988 zwei speziell modifizierte VW
Corrado G60 aus der so genannten "Nullserie", gefertigt in Osnabrück
bei Karmann am 19. Oktober 1987.
Motor / Getriebe
Das Antriebskonzept basierte auf dem
1,8-Liter G60-Triebwerk mit 160 PS. Dieses wurde jedoch für die
erforderlichen Hochgeschwindigkeiten umfassend leistungsgesteigert.
Ein spezielles Ansaugrohr mit 33mm Durchmesser und eine doppelflutige
Abgasanlage mit Bi-Kat kann man heute als Komponenten erkennen, die
zusätzliche 65 PS mobilisierten und so die Gesamtleistung auf 220-225
PS bei 6.400 Upm steigerten. Als weitere Leistungssteigerung sind
Änderungen an der Zündung, Gemischbildung, Ventieltrieb und Kolben
(die Verdichtung war mit 8,7:1 angegeben) überliefert. Die Übersetzung
des G60-Laders wurde offensichtlich nicht wesentlich geändert, der
Mindest-Ladedruck war an den Instrumenten mit 1,6 Bar (-1,0 Bar
atmosphärischer Luftdruck) und maximal 0,85 Bar in der technischen
Dokumentation angegeben. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit einer
längeren Abstufung des aktiv ölgekühlten Getriebes auf über 270 km/h
gesteigert.
Karosserie
Die aerodynamischen Modifikationen an den
Corrados hielten sich in Grenzen, was sicher dem ohnehin günstigen
cw-Wert des Serienmodells geschuldet ist. So wurde der Serienwert von
0,32 "nur" auf 0,30 gesenkt. Zur Erhöhung der Karosseriesteifigkeit und aus
Sicherheitsaspekten kam der aus dem Motorsport bekannte Matter-Überrollkäfig
zum Einsatz. Für den schnellen Boxenstopp zwischendurch erhielten die
Fahrzeuge eine Lufthebe-Anlage mit pneumatischen Stempeln, mit denen
das Fahrzeug ohne separate Wagenheber nur mit Luftdruck z.B. für
Räderwechsel aufgebockt werden konnte.
Um die durchschnittliche Geschwindigkeit maximal hoch zu halten, wurde
wie beim Polo G40-Weltrekord eine Schnelltankanlage im Heck verbaut,
die in wenigen Sekunden 200 Liter Kraftstoff mit 107 Oktan aufnehmen
konnte.
Fahrwerk
Die Änderungen am Fahrwerk betrafen
eine Tieferlegung der Vorderachse um 15 Millimeter und der Hinterachse
um 10 Millimeter. Von Federkomfort konnte allerdings keine Rede mehr
sein: die Federraten lagen bei 23 vorne und 17,5 N/mm hinten. Bei über
250 Stundenkilometern in der Steilkurve tauschten die Fahrer und die
Fahrerin den fehlenden Komfort sicher gerne gegen eine höhere
Fahrwerkssteifigkeit ein.
Innenraum
Im Innenraum wurde nur ein Sitz montiert,
mehr war nicht nötig. Auch auf den ein oder anderen Teil der
Innenverkleidung wurde verzichtet. Dafür wurde nicht an
Sicherheitstechnik gespart: ein Sechspunkt-Gurt, die Matter-Zelle
sowie eine Feuerlöschanlage sorgten im Fall der Fälle für die dringend
notwendige Chancenverbesserung. Neben der Strecke mussten die Piloten
auch zahlreiche Werte im Auge behalten: Öltemperaturen von Motor und
Getriebe, Öldruck, Ladedruck, Kraftstoffdruck, und Wassertemperatur
wurden per VDO-Zusatzinstrument im Innenraum angezeigt.
Es ist die Rede davon, dass bei der
Rekordfahrt eines der Fahrzeuge ausgefallen ist, weil sich der
Dichtring vor dem Ölkühler aufgelöst hat. "Die Belastungen der
Rekordfahrt sind für den Motor weit höher als beispielsweise bei einem
Rallye-Einsatz. Hier gibt es kein Verschnaufen im Teillastbereich"
führte Motorenexperte Klaus-Dieser Emmenthal seinerzeit aus.
Insgesamt sind folgende Durchschnittsgeschwindigkeits-Rekorde in der
Hubraumklasse 1.500-2.000 ccm erreicht worden:
1 Stunde bei 262,865 km/h
500 Kilometer bei 261,033 km/h
500 Meilen bei 260,701 km/h
1.000 Kilometer bei 261,711 km/h
6 Stunden bei 257,122 km/h
1.000 Meilen bei 257,165 km/h
Eines der beiden Fahrzeuge befindet sich in der Sammlung des AutoMuseum Volkswagen.
Video (Youtube) zum Weltrekord-Corrado
im Volkswagen Museum

Text und Bilder (C) Sebastian Winkler -
www.g-lader.info |