Christians Polo G40 Cup von 1986

Vor vielen Jahren bot sich unserem Polo IG-Mitglied Christian die einmalige Gelegenheit, einen originalen Polo G40 Cup aus der damaligen Rennserie zu erwerben. Der Zustand: desolat. Die meisten hätten sicher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber Christian nahm die Herausforderung an. Es folgte kein Sprint, nicht einmal ein Marathon – sondern ein Iron Man. Vor gut einem Jahr fand dann erstmalig der Roll-Out statt und die Unterkiefer fielen herunter. Wir interviewten Christian zu seinem Aufbau.
„Ja hat lange gedauert, aber teils lag es nicht an mir, das es so schleppend voran ging. Es hat sich aber ausgezahlt das ich Zeit hatte, so konnte ich in der zeit die ganzen fehlenden Teile zusammensammeln. Und in Ruhe einen Schlachtplan schmieden, wie man so ein Projekt angeht und durchzieht.
2016 habe ich losgelegt mit der Karosse und den Karrosseriearbeiten. 2017 habe ich dann damit verbracht zu warten, dass der Lackierer Zeit hat. In dem Jahr habe ich einiges an Kleinkram gemacht, wie die Felgen aufzuarbeiten, vieles gereinigt und aufgearbeitet, was ich später dann zum Zusammenbau benötige.
Zum Winter 2018 ging es dann weiter mit der Lackierung und im Frühjahr 2019 kam dann die Karosse vom Lackierer wieder. Ziel war, das der Ende 2019 wieder auf den eigene Rädern steht. Das hat auch funktioniert, Mitte Oktober war es dann so weit. Nach Jahren stand der das erste Mal wieder auf eigenen Rädern. Das Fahrwerk hatte deutlich länger fürs Überholen benötigt. In der Zwischenzeit wurde halt viel an der Karosse vorbereitet – so dass der außen schon recht komplett war. Auch innen wurden schon Armaturenbrett und Himmel montiert dazu die Scheiben.
2020 sollte dann der Antrieb folgen und auch das hat geklappt, Motor und Getriebe waren ja super flott fertig überholt. Was dauerte waren einige Anbauteile, die Lieferverzug hatten. So wartete ich 8 oder 10 Wochen auf den neuen Zündverteiler. Es war ein spannender Moment, beim ersten Startversuch. Aber noch einige Male Orgeln kam er dann und lief wie wenn der gestern erst abgestellt wurde.
Für 2021 waren dann nur noch Sitze, Käfig und die Folierung auf der Liste, ehe es zum TÜV gehen sollte. Sitze und Käfig waren recht pünktlich fertig. Ich musste wieder warten auf den Folierer – so dass ich dann den TÜV vorziehen wollte. Der erste Anlauf klappte natürlich nicht. Dann bin ich Wochen und Monatelang hinter dem Prüfer hergerannt für ein Termin zur Nachuntersuchung. Im Herbst wurde dann der Cup foliert und ich machte mich auf die Suche nach einem anderen Prüfer. Bis zu Frühjahr hatte ich quasi DEKRA, GTÜ und weitere Prüfstelllen und Prüfer abgeklappert. Die drehten mehr oder weniger alle am Rad, wegen der „falschen“ Schlüsselnummer, dem eingetragenen Flachschieber und Fächerkrümmer in Verbindung mit 97dB Fahrgeräusch. Das wollte mir keiner austragen, beziehungsweise sie wussten nicht wie. Und wenn dann nur auf die Werte des 75 PS Polos, was der Cup laut Schlüsselnummer ist. Der GTÜ Prüfer wollte eine komplette Geräuschmessung machen, die aber zwecklos wäre weil der ja zu laut wäre… (Anm.: kein Mittelschalldämpfer original)
Habe dann doch noch einen Prüfer gefunden, der Ahnung hatte und wohl auch Lust dazu. Trotzdem gab es weitere Probleme mit der Abnahme des Fahrwerks, obwohl das alles so original war. Die Aktion, nach Vorgabe Umbauen und dann ein neuen Termin bekommen hat dann noch mal knappe 3 Monate gedauert. Immerhin konnte ich dann kurzfristig ein Termin bekommen zum anmelden, sonst hätte ich wieder 14 Tage warten müssen. Rechnet man die Wartezeit runter, die ich auf andere gewartet habe – Lackierer, Karosseriebauer und TÜV – kann man von den 6 Jahren die Hälfte streichen. Ich hatte mit 3 Jahren gerechnet und die habe ich auch zum Zusammenbau benötigt und eingehalten.
Inzwischen konnte ich ja die ersten Kilometer fahren. Laufen tut der gut ohne wirkliche Probleme. Die ersten Tage war der innen laut, da hier und da was vibrierte oder klapperte. Das habe ich nun so gut wie komplett beseitigt. Auch wenn ich bisher den noch am einfahren bin, das Gaspedal nur streichele und nicht mehr wie 3.000U/Min drehe macht der schon Spaß. Gerade in Kurven und Kreisverkehren zeigt der Cup was der kann und das Fahrwerk in einer eigene Liga spielt. Auch wenn der Weg teils sehr steinig war und viel Zeit vergangen ist, es hat sich gelohnt, den zu retten. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, gerade weil man so was nicht jeden Tag macht. Dazu kommt, vieles kann man nicht im Katalogbestellen, wie für’n Käfer oder bei Mercedes. Erst wie der komplett zerlegt war und ich mit dem Teilesammeln begonnen habe, habe ich gemerkt was den Cup alles an Details von den Serienautos unterscheidet und wie viel Vorserie da mit drin steckt. Hätte ich das im Vorfeld gewusst, hätte ich mir das womöglich noch mal überlegt. Immerhin kenne ich nun die Teile vom einem Cup Polo mit Vornamen. Mit der Folierung hat man die Blicke der anderen sicher. Was ich auch so erwartet habe, da der direkt ins Auge sticht. Mein Gedanke war nur, das auch der Polizei natürlich auch direkt auffällt. Aber was soll ich sagen, die scheint das nicht zu interessieren, habe schon einige stehen sehen oder mir entgegenkommen. Angehalten hat mich noch keiner, da hatte ich ganz andere Befürchtungen. Ich war jetzt auf paar lokalen kleinen Treffen, aber man muss schon Glück haben, das man mal einen trifft, der damit was anfangen kann. Die meisten denken wohl: was für eine Kirmesbude! Mein Fazit: unauffälliger kann man kaum mit was so seltenen auf ein Treffen teilnehmen. Berthold Bermel (Anm.: Cup-Fahrer und Vorbesitzer) habe ich auch Bilder vom fertigen Cup geschickt. Der hat sich sehr gefreut und mir noch ein paar aus dem Cup geschickt.“
Gibt es ein nächstes Projekt?
„Über den Winter werde ich mir mal den Schwarzen (Anm.: Polo 2 G40) vorknöpfen und etwas an der Optik feilen. Technisch läuft der ja. Im Vergleich zum Cup sieht Schwarze unter der Haube ja aus wie bei Hempels unterm Sofa. Ich habe die Blaue Mauritius (2er G40) und den heiligen Gral (G40 Cup) hier fahrbereit und angemeldet stehen. Was soll da noch beim 86C kommen? Das wird schwer. Der allererste G40 Prototyp oder das Vorstellungsfahrzeug (WOB AS 60) wären da wohl fast das Einzige was man noch als Steigerung nennen könnte. Ein Nachbau des Weltrekord G40 käme eventuell noch in die Nähe. Oder ein Öko Polo, nur wenn man den nicht fahren darf, ist das natürlich eine große Einschränkung. Jetzt werde ich erste einmal meine beiden G40 genießen. Die sind ja quasi das genaue Gegenteil voneinander. Nachdem ich nun genug Erfahrung mit denen habe, könnte ich ja den Nächsten in Angriff nehmen, das sollte ja leichter werden… Planen tue ich momentan nichts.“
Lieben Dank, Christian! Jederzeit gute Fahrt!
Christians G40 Cup-Restauration ist das, was man als „State of the Art“ nennen kann. Hier ist wirklich jede Ecke, jedes Teil -sei es noch so klein, groß oder komplex- kompromisslos in den Neuwagenzustand versetzt worden. Uns sind aktuell drei fahrtaugliche Cup G40 bekannt, nur zwei davon tragen Kennzeichen. Weitere bekannte Fahrzeuge sind im ursprünglichen Zustand und meist nicht mehr als beschädigte Karossen mit einem Haufen Einzelteilen.
Trivia
Es wurden etwa 40-50 Cup G40 verkauft. Zahlreiche Fahrzeuge konnten durch den harten Renneinsatz nur durch den vollständigen Tausch der Karosserie (Bezug über Volkswagen Motorsport) repariert werden. Der Motorkennbuchstabe war nicht „PY“ sondern abweichend „MM“. Alle Fahrzeuge hatten G-Kat und deswegen (auf dem Papier) rd. 3 PS weniger als die Straßenversion ohne Katalysator. Beim Cup G40 gab es einige interessante Details, da hier noch Vorserienteile (z.T. mit Herstellungsdatum 1985) verbaut wurden, z.B. Ansaugbrücke und Abgaskrümmer mit Dichtungsmaß, Endschalldämpfer (Langzeitausführung Leistritz) mit abgeschrägtem Endrohr sowie das „Hirschgeweih“ – einem Hilfsrahmen für die Vorderachse mit dem die Anschläge des Stabilisators ca. 30mm in Fahrtrichtung nach vorne versetzt waren. Ebenso waren die Stoßstangen aufgrund von durchaus üblichen „Rempeleien“ im Renneinsatz auf Distanzblöcken montiert und zusätzlich an den Seiten verschraubt. Eine Straßenzulassung war zur Auslieferungszeit problemlos möglich. False Facts: entgegen hartnäckiger Gerüchte hatten die Cup G40 weder „Volkswagen Motorsport“ als Hersteller im Schein verzeichnet, noch waren die Gänge gerade verzahnt.






